Japanische Badekultur - gesucht und gefunden im Nirgendwo von Pudong

Gokurakuyu heißt der japanische Badehausbetreiber, der 2013 seinen Weg nach Shanghai gefunden und der chinesischen Bevölkerung die japanische Badekultur näher gebracht hat. Denn ungehemmt nackt sein, ist für die Chinesen keine Selbstverständlichkeit. Doch japanische Onsen-Bäder (Badehäuser gespeist aus heißen Quellen) sind einfach ein Traum, das haben auch die Chinesen mittlerweile erkannt und an einem verregneten Sonntagnachmittag strömen bade- und amüsierfreudige Familien, Paare und Freunde in das ziemlich großzügig angelegte japanische Onsen-Bad Gokurakuyu nach Pudong. Ich kann sie verstehen: Denn was gibt es Schöneres als an einem grauen, nass-kalten Shanghaier Wintertag in 40 Grad heißem Wasser zu entspannen, sich in der Salz-Sauna die Poren zu reinigen, im “Electric Bath” ein bisschen kitzeln zu lassen, bei einer Massage zu entspannen oder auch quälen zu lassen, oder oder oder?

Gokurakuyu

Im Gegensatz zu uns reizt die chinesischen Mit-Besucher etwas anderes allerdings noch weitaus mehr: Gokurakuyu ist wirklich ziemlich groß, neu und modern. Und von allerlei Entertainment-Möglichkeiten, die Chinesen glücklich machen, finden sich hier einige:

  • Mayong-Räume, in die sich meist Männer zurückziehen und das tun, was sie einfach am Liebsten tun: Unter sich sein und Karten bzw. mit Steinen spielen.

Gokurakuyu

  • Riesige Ruheräume entweder mit Tatami-Matten ausgelegt oder mit komfortablen Liegen sowie Fernsehern, Steckdosen, Computer-, Leseecken und Bars bestückt.

Gokurakuyu

  • WLAN gibt es sowieso überall. Handys sind nur im Umkleide- und Nackt-Badebereich verboten.

Gokurakuyu

  • Spiele-Ecken, in denen sich die Kids bei verschiedenen Spielen mit den unterschiedlichsten Geräuschpegeln austoben können.

Gokurakuyu

  • Ein zentral gelegenen Restaurant, in dem es so ziemlich alles aus der japanischen und chinesischen Küche gibt – von Sashimi, über Nudelsuppen, bis hin zu Hot Pot und Hühnerfüßen.

Gokurakuyu

  • Ein Spa-Bereich, in dem von Fuß- über traditionelle chinesische Massage bis Mani- und Pediküre alles angeboten wird.

Gokurakuyu

  • Stein- & Salzsaunen, Dampfbäder und, und, und.

Letztere sind uns etwas suspekt: Die Saunen, die sich im gemischten Bereich befinden, betritt man nämlich bekleidet(!) in seinem Baumwoll-Kimono (Yukata), sodass dieser danach komplett durchgeschwitzt ist… Und das individuelle Dampfbad nimmt man im Sitzen, ebenfalls in den Yukata sowie ein Handtuch gehüllt. Die Damen und Herren schauen auf den ersten Blick eher aus wie Empfangspersonal, oder? 🙂

Gokurakuyu

Im Grunde kommt das Gokurakuyu ziemlich nah an die japanischen Onsen ran, die wir bereits in Japan besucht haben, mit noch etwas mehr Entertainment-Charakter eventuell – wobei auch die original japanischen Saunen bisher mit einem Fernseher ausgestattet waren…
Doch die grundsätzlichen Prinzipien sind dieselben.

Gokurakuyu

Auch im Gokurakuyu in Shanghai heißt es:

1. Schuhe ausziehen und in einen kleinen Schrank sperren, bevor der mit Tatami-Matten ausgelegte Eingangsbereich überhaupt betreten werden darf. Danach läuft alles nur noch barfuß.

2. Sich einen japanischen Baumwoll-Kimono (Yukata) leihen.

Gokurakuyu

3. Sich aus- bzw. umziehen, Männlein und Weiblein getrennt.

Gokurakuyu

4. Sich gründlich säubern – mitgebracht werden muss auch hier wie im japanischen Onsen nichts: Jede Duschkabine ist mit Shampoo & Duschgel ausgestattet, Handtücher bekommt man vor Ort, Badeschlappen trägt man nicht und im Badebereich bewegt sich sowie so jede(r) wie Gott ihn/sie schuf.

Gokurakuyu

5. Gebadet und sauniert wird strikt getrennt nach Frauen und Männern. Man trifft sich später oder zwischendrin wieder im schicken pyjama-ähnlichen Gewand zum gemeinsamen Ausruhen, Essen, Lesen oder Sonstigen in den gemischten Bereichen.

Gokurakuyu

Ein paar Unterschiede zum japanischen Onsen gibt es dennoch: In China ist es anscheinend nicht verboten mit Tattoos ins Onsen zu gehen – in Nippon ein absolutes KO-Kriterium.

Im Grund kann man hier Stunden, sogar einen ganzen Tag verbringen, denn von erschwinglichen Massage-Angeboten über sonstige Maniküre, Pediküre, Barber-Shops gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Sogar einen Laden, in dem Gesichtsmasken und sonstige Pflegeprodukte erstanden und direkt angewendet werden können. Nur Übernachtungsmöglichkeiten bietet das Gokurakuyu keine – spätestens um 2 Uhr nachts muss man die Anlage verlassen.

Gokurakuyu

Kleiner Tipp: Am Abend geht es um einiges ruhiger zu. Dann ist man im “Ruheraum” eher vom Schnarchen des Nachbars genervt als vom Geplauder und Geschreie der Kids oder lauten Handytönen.

Uns gefällt es zu späterer Abendstunde so gut, dass wir uns nicht kümmern, wann die letzte U-Bahn fährt. Dazu kommt, dass beim Bezahlen wieder einmal keine unserer vier Kreditkarten funktioniert und wir mit Mühe und Not unser komplettes Bargeld zusammenkratzen müssen, um unseren Tag im japanischen Onsen begleichen zu können. Erst mit einem spontan eingeräumten Rabatt der netten Kassiererin, die kein Wort Englisch spricht, können wir unsere Schuhe wieder aus dem Schrank sperren und nach ca. 20 Minuten vergebens eingegebener Kreditkarten-PINs den Heimweg antreten. Natürlich, um anscheinend kurz nach 23 Uhr bereits die letzte Metro verpasst zu haben.

Somit heißt es: Auf die Straße und auf ein Taxi hoffen. Wir haben Glück: nach ca. 10 Minuten können wir zu einem ehemaligen Seefahrer, der ein paar Brocken Englisch spricht, ins Taxi steigen und er fährt uns über verlassene Highways aus dem Nirgendwo des neuen Shanghai (Pudong) wieder zurück ins alte Shanghai (Puxi). Irgendwie passt das zum Wetter an diesem verregneten nasskalten Sonntagabend.


Gokurakuyu Onsen
Adresse: 600 Xin Jinqiao Lu / Jinxin Lu
Metro: Linie 9 / Station: Tai´erzhuang Rd. Von dort 7 min. Fußweg
Eintritt: 138 RMB
Öffnungszeiten: 10 – 2 Uhr
www.gokurakuyu.cn

Als eines der besten Badehäuser Shanghai bewertet von SmartShanghai

Lesetipp:
Welche 10 Regeln ihr unbedingt beachten sollten, wenn ihr ein japanisches Onsen-Bad, egal ob in Japan oder China betretet, lest ihr hier.


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