(P)Roof of Africa: Königsetappe Barranco Wall & Karranga Valley

Nach dem Aufstehen geht es uns beiden besser. Allerdings haben wir nun anstatt Kopfschmerzen ein total verbranntes Gesicht. Obwohl die Sonne gestern kein einziges Mal richtig zu sehen war, scheint es als hätten wir uns beide ordentlich verbrannt. Als wir aus dem Zelt krabbeln eröffnet sich die erste Herausforderung des heutigen Tages: Die Barranco Wall, auch Breakfast Wall genannt. Wahrscheinlich, weil man sie direkt nach dem Frühstück bezwingen muss… Aber zumindest ist heute der Kilimandscharo sichtbar. Das riesige Gipfelmassiv befindet sich direkt hinter unserem Camp.

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Die Barranco Wall haben wir gestern bereits beim Abstieg ins Barranco Camp erspäht, ihre tatsächlichen Ausmaße jedoch nicht ansatzweise wahrgenommen. Heute allerdings ist sie von oben bis unten mit Menschen übersäht und lässt somit erahnen welch kolossaler Auftakt uns bevorsteht.

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Wir starten wieder relativ spät und reihen uns in die Schlange zum Aufstieg ein. An einigen Punkten kommt es zu Rückstau aufgrund von Engstellen, die gerade für die Träger mit ihren enormen Gepäcklasten auf Rücken und Kopf eine große Herausforderung darstellen.

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Ich habe Mitleid mit den Trägern und gewähre ihnen Vortritt. Doch relativ schnell merke ich, dass wir hier mit Rücksichtnahme nicht weiterkommen. Warte ich zu lange, bevor ich den nächsten Schritt setze und lasse auch nur eine kleine Lücke, werde ich überholt. Und bei den Menschenmassen, die nun alle auf einmal über die Barranco Wall klettern müssen, wartet man am Ende ewig.

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Also klettern und kraxeln wir mit allen anderen Bergsteigern die Barranco Wall hinauf. Oben angekommen ist Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause.

On top of Barranco Wall (4.350 m AMSL)

Danach geht es im Regen und begleitet von Nebelschwaden weiter durch das Karranga Valley. Um ins Karranga Camp zu gelangen müssen wir allerdings erst einmal ins Tal hinab wandern, um dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinauf zu klettern.

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Die Träger allerdings haben mit ihrer Ankunft im Camp noch eine weitere Aufgabe vor sich: Das Karranga Valley bietet die letzte Möglichkeit, um Wasser aus den Bächen des Berges zu schöpfen. Weiter oben gibt es keine Wasserquellen mehr. Also bringen die Träger zunächst das gesamte Gepäck ins Camp, um danach noch einmal mit leeren Kanistern ins Tal hinab zu steigen. Während wir also den steilen Aufstieg in das Karranga Camp meistern, kommen uns dutzende Träger bereits wieder entgegen.

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Im Karranga Camp auf 3.930 Höhenmetern angekommen wartet schon das Mittagessen auf uns. Heute gibt es nicht nur eine Lunch-Box, sondern ein frisch gekochtes Mittagsmenü: Karottensuppe, gebackenes Hähnchen und selbstgemachte Pommes.

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Während Jan sich über das luxuriöse Mittagessen freut, geht es mir nicht so gut. Heute ist er derjenige, der mich zum Essen überreden und motivieren muss. Heute werde ich von Kopfweh geplagt, doch wahrscheinlich ist die Ursache dafür eher der Sonnenbrand im Gesicht.

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Das Karranga Camp sollte eigentlich nicht nur Zwischenstopp, sondern Ziel des heutigen Tages sein. Da wir für unsere Tour einen zusätzlichen Tag zur Akklimatisierung eingeplant haben und den Kilimandscharo in sieben anstatt standardmäßig sechs Tagen besteigen wollten. Doch Ernest schlägt vor nicht wie geplant im Karranga Camp zu bleiben, sondern wie die meisten anderen Gruppen direkt nach dem Lunch zum Baraffu Camp auf 4.600 Meter zu wandern und den Aufstieg zum Gipfel bereits heute Nacht zu versuchen. Ernest kennt den Berg und die Witterungsbedingungen. Er ist sich sicher, dass das Wetter nicht besser wird. Wenn wir also direkt zum Barrafu Camp aufsteigen, können wir heute Abend entscheiden, ob wir den Gipfelsturm wagen wollen. Und wenn wir es beim ersten Mal nicht packen sollten, hätten wir theoretisch in der Folgenacht einen zweiten Versuch. Im Moment wird mir allerdings allein beim Gedanken ganz anders, direkt in dieser Nacht zur ultimativen Etappe aufzubrechen.

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Doch der Plan klingt plausibel und das Wetter lädt nicht gerade dazu ein den Nachmittag im Karranga Camp zu verbringen. Die Aussicht, die man bei schönem Wetter von hier genießen kann, wird leider komplett von dicken Regenwolken und Nebel verdeckt. Also ziehen wir im Regen los. Weitere zwölf Kilometer Fußweg durch das karge Karranga Valley warten auf uns. Wir werden also noch bis zum Abend unterwegs sein. Zwischendurch werden wir zudem von Hagelkörnern überrascht. Wir befinden uns auf der Königsetappe, kommen dem Gipfel nun aber ein deutliches Stück näher.

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Die Tagesetappe endet schließlich mit einem steilen Aufstieg in das hügelige Camp. Das Barrafu Camp ist wie ein großes Dorf, da sich die Wanderer aller Routen (außer Marangu-Route) in diesem Camp einfinden, um von hier aus den Gipfel des Kilimandscharo zu besteigen.

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Auf 4.600 Metern Höhe ist es nun auch richtig kalt und windig. Unser Essenszelt wird beinahe vom Wind weggeweht und die Nacht soll nur kurz werden. Denn wir haben beschlossen den Aufstieg heute Nacht zu wagen, soweit es uns gut geht.

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Die meisten größeren Gruppen werden bereits um 23 Uhr aufbrechen, damit sie rechtzeitig zum Sonnenaufgang den Gipfel erreichen können. Ernest plant um 1 Uhr nachts zu starten. Dann sind die meisten Gruppen schon ein ganzes Stück vor uns. Wir haben dafür aber zwei Stunden länger Zeit zum Ausruhen bevor es los geht und werden das letzte Stück zum Gipfel bei Tageslicht erklimmen können, anstatt in klirrender Kälte auf dem Gipfel auf den Sonnenaufgang zu warten. Insgesamt wird es sechs bis sieben Stunden dauern, bis wir von 4.600 auf knapp 6.000 Metern gestiegen sein werden. Kaum vorstellbar.

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Der Wind bläst von allen Seiten und laut Ernest sind es im Camp minus 15 Grad Celsius. Obwohl es uns beiden ganz gut geht, befürchten wir, dass die kurze Nacht nur sehr wenig Schlaf bringen wird. Ab einer Höhe von 4.000 Metern sind wir Mitteleuropäer eigentlich nicht mehr in der Lage erholsamen Schlaf zu finden. Die Devise lautet also: Hinlegen, Augen schließen, Ausruhen und auf den Weckruf von Ernest warten…

Weiterlesen: Summit Night

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