Auf einem der aktivsten Vulkane Indonesiens: Mount Bromo

Warum man manchmal erst durch die Hölle muss, um ihr tief in die Augen zu blicken…
Es ist 6 Uhr – der Wecker klingelt. Es wird wieder ein langer Tag werden heute. Wie lange, sollten wir erst später herausfinden. Die Reise führt uns von Yogyakarta in den Osten Javas. Knapp 450 km sind es bis in den Nationalpark Bromo-Tengger-Semeru, in dem der Mount Bromo, einer der aktivsten Vulkane Indonesiens liegt. Auf indonesischen Straßen bedeutet das 11 bis 12 Stunden Fahrt. Zum Glück sind nur fünf Plätze in unserem Minibus belegt, der eigentlich für bis zu elf Mitfahrer ausgelegt ist. Allerdings haben wir eine Bazillen-Schleuder an Bord… Das geht ja gut los…

Die Fahrt ist lang, die Strecke stark befahren und das Wetter wechselhaft. Die Straßen sind voller Roller, dazwischen Lastwagen und ein paar PKW, doch der Hauptverkehr auf indonesischen Straßen ist geprägt von schrillen Zweirädern und stinkenden Sechs- bis Acht-Rädern, so auch auf Java. Die Fahrspuren sind eng und überholt wird von links und rechts, wie es eben gerade passt. Hupen bedeutet “Vorsicht, ich komme.” Danach gibt es kein zurück mehr. Wer nicht weicht, wird nochmals angehupt bis er weicht. Doch unser Fahrer hat alles im Griff und wir alles im Blick.

Wir sitzen in der ersten Reihe, weitmöglichst entfernt von der schniefenden Passagierin in der letzten Reihe. Und so rauschen wir gen Osten. Bei jeder roten Ampel an der wir stehen, drängelt sich unser Fahrer noch zwei bis drei Autos weiter nach vorne in der Schlange. Die Rollerspur links nutzt er ganz selbstverständlich zum Überholen aller Fahrzeuge, die mehr als zwei Räder haben. Nach ca. elf Stunden Fahrt, drei Pausen und einem Dutzend Regenschauern halten wir. Unser Fahrer legt sich mit verschränkten Armen aufs Lenkrad. Er hat es geschafft, wir noch nicht. Wir sind in Probolinggo angekommen. Heißt für ihn: Feierabend, für uns: Auto- und Fahrerwechsel für die letzte Etappe und weitere 45 Minuten Fahrt hinauf in den Nationalpark rund um das Bergdorf Cemoro Lawang.

Diesmal ist das Auto allerdings kleiner, und damit weniger Platz, um die Bazillen auf Abstand zu halten, also sitzen wir ganz vorne neben dem Fahrer. Die Sicherheitsgurte funktionieren nicht. Die erste halbe Stunde ist aber sowieso mehr stop-and-go als Fahrt angesagt. Erst am Supermarkt, um uns nochmal mit Getränken und Essbarem einzudecken. Dann am Straßenrand, um Luft in die Autoreifen zu pumpen. What the hell

Nach einer guten halben Stunde geht es endlich los, theoretisch könnten wir fast schon da sein, egal… Wir sind gespannt, wie kalt es auf 2.000 Metern Höhe sein wird. Doch erst einmal ist es heiß im Auto, viel heißer als sonst. Anstatt kalter Luft aus der Klimaanlage kommt heiße Luft aus dem Zwischenraum rechts neben meinem Sitz. Zehn Minuten später verlässt uns das Scheinwerferlicht und unser Fahrer hält. Aus unserem Fußraum raucht es. Was ein Höllenritt

Wir steigen aus, unser Fahrer leuchtet etwas mit der Taschenlampe und sagt uns, dass wir wieder einsteigen sollen. Er will noch ein paar Minuten fahren, dann würden wir das Auto tauschen. Wir fahren also weiter durch die Dunkelheit bis wieder ein paar Häuser am Straßenrand auftauchen und Straßenlampen den Weg beleuchten. Wir halten erneut. Wir warten fünf Minuten bis uns der Fahrer zu verstehen gibt, dass wir einsteigen sollen. Er macht den Blinker an und fährt weiter.

Wir lassen die Häuser und Straßenlampen hinter uns. Jetzt wird es völlig dunkel und die Straße richtig steil. Langsam ist mir etwas mulmig. Wir fragen, ob er sich sicher ist, den Weg zu kennen. Er meint “ja” und fährt weiter. Wir sehen nichts… Ab und an kommt uns ein Roller entgegen. Wir hupen, um auf uns aufmerksam zu machen, denn außer dem Blinker gibt unser Auto nichts von sich – bis auf die aus Verzweiflung aktivierte Taschenlampen-App unserer Handys. Was für ein Höllenritt… Bald passieren wir wieder ein paar Häuser und unser Fahrer hält erneut. Wir fahren nun mit seinem Freund und dessen Transporter weiter…

Das Auto ist noch kleiner und wir müssen eine Sitzbank nutzen, um das gesamte Gepäck zu verstauen, denn einen Kofferraum gibt es nicht. Nun sitzen wir mittendrin, direkt vor der Schniefnase. What the hell

Es ist nun etwa 21 Uhr als wir endlich im Cafe Lava Hotel in Cemoro Lawangan ankommen, um unser Lager für die kommende (halbe) Nacht aufzuschlagen. Es ist kühler hier oben, aber angenehmer als erwartet. Alles ist ruhig, einen Supermarkt gibt es tatsächlich nicht, zumindest keinen geöffneten und nirgends macht es den Eindruck als könnten wir noch etwas zu Essen bekommen. Gut, dass wir im Supermarkt in Probolinggo gehalten haben. Um 3.30 Uhr werden wir abgeholt. Wir fragen uns: “Sind wir hier eigentlich im Urlaub?” What the hell

Es ist 3 Uhr, der Wecker läutet. Eine halbe Stunde später sitzen wir im Jeep eines Einheimischen – selbstverständlich wieder mit der Bazillenschleuder… Das darf doch alles nicht wahr sein…

Mit dem Jeep zum Mount Bromo

Wir fahren mit dem Jeep ca. 20 Minuten zum Gunung Penanjakan Viewpoint (auf 2.770 Metern Höhe). Angeblich hat man von dort den besten Ausblick auf die spektakuläre Vulkanlandschaft mit den Vulkanen Mount Bromo, der zu den aktivsten Vulkanen Indonesiens zählt, den mit 3,676 Metern höchsten Vulkan Javas: Mount Semeru und den etwas kleineren, aber grün bewachsenen Mount Batok.

Als wir ankommen sind bereits einige! Jeeps da. Die Einheimischen versuchen frierenden Touristen Jacken zu verleihen, am Straßenrand steigt der Geruch von Hühnersuppe auf. Es ist nun ca. 4.30 Uhr morgens. Noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang. Eine Stunde starren wir also in die Dunkelheit. Es ist neblig und nasskalt. Mit jeder Minute, in der es etwas heller wird, prognostizieren wir mehr Umrisse möglicher Vulkankegel vor uns. Es ist nun 5.30 Uhr: Zeit für den Sonnenaufgang, eigentlich…

Vernebelter Sonnenaufgang am Mount Bromo

Um uns herum tummeln sich nun einige mehr Schaulustige. Hauptsächlich sind einheimische Touristen hier, auch einige Chinesen, die fröhlich mit ihren Selfie-Sticks Fotos von sich vor dicken Nebelschwaden im Halbdunkel machen.

Schaulustige am Mount Bromo

Wir warten noch eine halbe Stunde. Doch es passiert nichts… Um 6 Uhr gehen wir mit unserer Schniefnase samt Anhang zum Jeep zurück, der uns nun in die neblige Vulkanlandschaft bringen soll. Ich frage mich, was wir nun im nebelverhangenen Kraterbecken suchen, aber nun gut, schauen wir mal, ob die Sicht dort besser ist.

Auf dem Weg nach unten passieren wie einen weiteren Aussichtspunkt. Und tatsächlich: Der Nebel hat sich aus dem Staub gemacht. Und unter uns eröffnet sich die riesigen Kaldera mit dem berühmten Blick auf den “Sea of Sand”.

Ausblick auf den Sea of Sand, Mount Bromo

Im Kraterbecken angekommen fühlen wir uns wie in ein anderes Land gebeamt. Die in dieser Gegend lebenden Tengger kommen uns auf Pferden entgegen geritten. Für 100.000 IDR (ca. 7 €) wollen sie uns auf dem Rücken ihrer treuen Gefährten zum Fuß des Mount Bromo bringen.

Tengger am Mount Bromo

Wir lehnen dankend ab. Holprige Strecken haben wir in den letzten 24 Stunden bereits ausreichend zurückgelegt. Wir sind froh uns etwas bewegen zu können. Und so laufen wir durch eine bizarre Vulkanlandschaft zum Fuße des rauchenden Bromo, vorbei an dick eingepackten Tengger, die irgendwie ausschauen wie weitläufig Verwandte Dschingis-Khans, so vermummt wie sie uns auf ihren Pferden entgegen geritten kommen.

Tengger am Mount Bromo

Tengger am Mount Bromo

Die Tengger leben in Ostjava, hauptsächlich in der Region rund um den Mount Bromo. Das hinduistische Volk hat sich im 15. Jahrhundert, als sich der Islam in Java ausbreitete, in die Berge zurück gezogen. Dort leben die Tengger heute noch vorwiegend als Bauern oder Nomaden, die mit ihren Ponys umherziehen. Ihren Ahnenkult haben sich die Tengger bewahrt und den Mount Bromo verehren sie. So opfern sie bunt gefärbte Blumensträuße und werfen sie in den Schlund des rauchenden Bromo, der nach dem Hinduistischen Gott Brahma benannt ist. 

Tengger am Fuße des

Opfergaben am Mount Bromo

Opfergaben am Mount Bromo

Am Fuße des Mount Bromo angekommen, stehen uns noch 241 Stufen bevor, die uns zum Kraterrand des rauchenden Vulkans leiten. Auf dem Weg nach oben riecht es plötzlich nach faulen Eiern. What the hell…  Das ist der Schwefelgeruch, den der Mount Bromo von sich gibt. Der scharfe Geruch schießt mir in die Nase und meine Augen brennen, je näher wir dem Kraterrand kommen.

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Schwefelgeruch am Mount Bromo

Oben angekommen eröffnet sich uns eine tiefe kreisförmige Schlucht, aus der weiße Schwefel-Wolken aufsteigen. Es raucht, stinkt und die Schwefel-Schwaden treiben mir Tränen in die Augen. Es geht steil nach unten und beim Blick in den tiefen Schlund des Bromo wird mir etwas mulmig. Wir stehen am Kraterrand auf einem der aktivsten Vulkane Indonesiens und unter uns brodelt es wie in der Hölle…

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Mount Bromo

Blick in den Mount Bromo

Mount Bromo

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