Fränkische Romantik, anyone!? Auf asiatischen Spuren durch Rothenburg
Blick vom Rathausturm Rothenburg

Nach Dinkelsbühl und Ansbach liegt Rothenburg als nächste Station auf meiner `Tour de Franken´,  die an die malerische Wein- und Burgenstraße, mitten hinein ins Romantische Franken führt. Und richtig romantisch soll es in diesem Fall wirklich werden. Doch beginnen möchte ich meinen Erlebnisbericht mit den kulinarischen Besonderheiten – der eigentliche Grund, warum es mich genau an diesem August-Wochenende nach Rothenburg verschlägt.

Rothenburger Weindorf: Regionale Köstlichkeiten & Wein, den ihr nur hier trinken könnt

Seit neun Jahren verwandeln sich im August der Grüne Markt und der Kirchplatz inmitten der Altstadt in ein Mekka für Schlemmer-Fans: Lokale Winzer und Gastronomen laden ein, regionale Köstlichkeiten in ungezwungener Atmosphäre zu genießen. Das fängt schon bei den über 70 Weinsorten aus dem traditionellen Weinanbaugebiet Tauber-Main-Steigerwald an und setzt sich in qualitativ hochwertigen Gerichten aus der Region fort. Auch beim Ambiente wird mit Liebe zum Detail nicht gegeizt: Sonnenblumen zieren jede einzelne Biertischgarnitur und geschunkelt wird zu traditioneller Livemusik.

Rothenburger Weindorf Rothenburger Weindorf Rothenburger Weindorf

Nicht etwa die klassische Bratwurst- oder Steaksemmel wird auf dem Rothenburger Weindorf verzehrt. Stattdessen stehen frisch zubereitete, herzhafte Pfannkuchen-Gerichte, italienische Antipasti, Roastbeef oder gerupftes Schäufela im Brotlaib auf den Schildern der sieben am Weindorf beteiligten Gasthäuser.

Rothenburger Weindorf Rothenburger Weindorf

Kulinarisch ausgefallen geht es aber nicht nur auf dem Weindorf zu: Ganz nach dem Motto „Genießen ob der Tauber“ haben sich elf lokale Wirte zusammengeschlossen, um ihre Gäste in ihren jeweiligen Gaststuben noch bis Jahresende mit regionalen Weinen und Schmankerln zu verwöhnen – jeden Monat zu einem anderen Thema.

Genieße ob der Tauber

Für die Kulinariker unter euch also der Tipp: „Genießt regional ob der Tauber!“ Und das gilt nicht nur für die Speisen. Die Weine aus der Tauber-Main-Steigerwald-Region verbleiben meist in den Heckenwirtschaften der Gegend oder werden auf lokalen Festen ausgeschenkt. Die ideale Gelegenheit also, um die süßen oder trockenen Tropfen exklusiv zu probieren, denn kaufen kann man sie andernorts nur selten.

Weinanregion Tauber-Main-Steigerwald

Wer noch etwas mehr über die Weinanbauregion rund um Rothenburg erfahren möchte, sollte sich auf den Wein- und Gesteinslehrpfad „an der Riviera“ begeben.

Wein- und Gesteinslehrpfad Rothenburg

Übrigens: Wein war in Rothenburg schon vor mehreren 100 Jahren eine echte Alternative zum Trinkwasser, und so konnten die Einwohner ihre Stadtmauer durch die Weinsteuer finanzieren. Im Gegensatz zum Wasser wurde der Wein nie durch Gerüche oder Verschmutzungen ungenießbar. Und auch wenn der Rebensaft vor einigen Jahrhunderten noch nicht ganz das Niveau von heute hatte, Wein konnte man sehr leicht mit Gewürzen versetzen und so „trinkbarer“ machen.

Apropos Stadtmauer: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rothenburg nochmals bombadiert und dabei 40 Prozent der Altstadt zerstört. Die Namen der Spender (Privatpersonen und Unternehmen), die danach zum Wiederaufbau beigetragen haben, sind in einzelnen Steinen des Gemäuers verewigt. Auffällig sind dabei die vielen ausländischen Namen, vor allem aus dem asiatischen Raum wie z.B. Japan.

Rothenburgs schönste Aussichten: Stadtmauer, Röderturm, Rathausturm & Burggarten

Wenn ihr Rothenburg besucht, solltet ihr auf jeden Fall einen Spaziergang auf(!) der Stadtmauer unternehmen. Durch den gut angelegten Wehrgang könnt ihr so die ganze Stadt umrunden und immer wieder tolle Ein- und Ausblicke genießen. Ob in Hinterhöfe, kleine Gassen, auf die markanten Spitzen der St. Jakob-Kirche oder den Rathausturm.

Stadtmauer Rothenburg Stadtmauer Rothenburg

Auch der Aufstieg auf den Röderturm ist empfehlenswert. Der einzige begehbare Aussichtsturm im Mauerring wartet noch einmal mit einem ganz anderen Blickwinkel auf.

Blick vom Röderturm Rothenburg

Auf dem Turmweg werdet ihr viele Gärten und Hinterhöfe entdecken, die euch bei einem Spaziergang durch die Stadt verborgen geblieben wären. Manchmal lohnt es sich also einen Blick in die kleinen Cafés und Läden der Stadt zu riskieren, ob nicht eine Hintertür in einen Hof führt, so wie im Hornburghaus.

Hinterhof Hoernburghaus

Den besten Überblick über die Stadt und die umliegende Region habt ihr natürlich vom Rathausturm aus. Der Aufstieg ist besonders, allein schon wegen des engen Treppenhauses. Schwindelfrei solltet ihr dafür auf jeden Fall sein, denn viel Platz ist oben angekommen nicht.

Blick vom Rathausturm Rothenburg
Mein Tipp: Geht am Besten kurz vor Schließung um 17 Uhr, dann ist der Andrang nicht mehr so groß und die Stadt erstrahlt je nach Jahreszeit in gediegenem Abendlicht.

 

Eine ganz andere Perspektive auf Rothenburg „von außen“ habt ihr vom Burggarten aus. Von dort könnt ihr direkt auf die südlichen Ausläufer der Stadt schauen und habt dabei noch die grüne Kulisse des Lieblichen Taubertals im Blick.

Rothenburg ob der Tauber

Romantisches Franken und Liebliches Taubertal: Mekka zahlreicher Künstler aus Übersee

Ein wenig beschäftigt mich die Frage ja schon, woher der Hype ausgerechnet rund um Rothenburg kommt. Und warum gerade hierher so viele Gäste aus Übersee anreisen, um sich ein Bild vom „Romantischen Franken“ zu machen, das sie aus Büchern oder Broschüren kennen. Keine Frage: Rothenburg ist wunderschön mit seinen schnuckeligen Häusern, den engen Gassen, dem Fachwerk und Kopfsteinpflaster. Zusätzlich thront die St- Jakobs-Kirche mit ihrem riesigen Korpus über der Stadt und die Stadtmauer mit ihrem begehbaren Wehrgang ist definitiv ein Highlight.

Rothenburg Rothenburg

Es scheint tatsächlich mit der Romantik zu tun zu haben: Denn Rothenburg entsprach bereits im 18. / 19. Jahrhundert genau dem, was in der Epoche der Romantik ganz hoch im Kurs stand. Und so kamen viele Künstler und Maler nach Rothenburg, die die Stadt beschrieben und abbildeten. Einigen von ihnen gefiel es dermaßen gut, dass sie sich hier niederließen. Viele Motive waren also bereits frühzeitig weit verbreitet und sorgten so dafür, dass die Anziehungskraft bis heute bestehen blieb.

Einen dieser Künstler lerne ich sogar persönlich kennen: Eiichi Takeyama. Der Japaner kam vor 23 Jahren in die fränkische Stadt, malte sie und blieb. Ich treffe den Tennis begeisterten Kreativen zufällig in seinem Atelier, in dem neben den klassischen Rothenburg-Motiven auch japanische Postkarten aus Seidenpapier und Tennisschuhe zu finden sind. Eine skurrile Kombination, die sich mit den Hobbys von Eiichi Takeyama erklären lässt: Er ist Mitglied der „Japan Artist Association“ und der „International Professional Artist“, Mitglied im Rothenburg Künstlerbund, Lehrer und 1st class Trainer in der „Japan Tennis Association“. Zudem reist Eiichi sehr gerne und besucht dabei seine Freunde auf der ganzen Welt. Dass er sehr gut Tennis spielt steht außer Frage. Darüber hinaus backt er aber auch vorzüglich Kuchen, sagt er. Neben seinem Atelier in Rothenburg hat er natürlich noch eins in Tokyo, wo auch ein großer Teil seiner Familie lebt.

Atelier Eiichi Takeyama Eiichi Takeyama

Eiichi Takeyama ist also der lebendige Beweis, dass Rothenburg bis heute eine enorme Anziehungskraft ausübt und Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht. Auch auf mich macht Rothenburg einen besonderen Eindruck, auch wenn ich mir an der ein oder anderen Stelle gewünscht hätte von weniger Touristen umgeben zu sein.

Noch ein paar FunFacts zum Abschluss

Rothenburg´s Straßen sind nicht geradlinig gebaut, wie sie auf den ersten Blick vielleicht wirken. Um zu vermeiden, dass man mit einer Kanonenkugel quer durch die Stadt schießen kann, sind die Straßen so verwinkelt angelegt, dass sich auch heutzutage die Autos hindurchschlängeln müssen. Schaut man einem Auto hinterher, dann werdet ihr feststellen, dass es immer wieder kurzzeitig verschwindet, nur um dann direkt wieder aufzutauchen.

Rothenburg ob der Tauber

Im jüdischen Viertel sind viele der Häuser bereits über 800 Jahre alt und wurden damals in der Reihenfolge nummeriert in der sie erbaut wurden. So kommt es, dass ich hier zum Beispiel vor dem Haus Nummer 710 stehe – etwas kurios in einer Stadt, die im Altstadtkern gerademal 2.500 Einwohner zählt.

Jüdisches Viertel Rothenburg

Die Schneeballen, die es in Rothenburg an jeder Ecke zu kaufen gibt, sind nicht etwa eine typische Spezialität der Stadt. Das runde Gebäck aus Mürbeteig ist in ganz Franken und sogar darüber hinaus bekannt. Doch bisher habe ich nirgendwo eine so hohe Dichte an Schneeballen-Shops gesehen. Man könnte fast glauben, man bekommt sie nur hier… Tatsächlich kaufen solltet ihr sie allerdings in einer echten Bäckerei, wo sie meist original mit Puderzucker oder Zimt und Zucker zu finden sind.

Schneeballen

Last but not least: In Rothenburg ist ganzjährig Advents- und Weihnachtszeit. Das Käthe Wohlfahrt Weihnachtsdorf ist wirklich ein außergewöhnliches Fachgeschäft. Hier findet man alles was glitzert, funkelt und leuchtet. Ein wahres Paradies für alle Gäste aus Übersee, denn das Geschäft hat das ganze Jahr hindurch geöffnet. Wer sich für einmalige Zeugnisse der Weihnachtsgeschichte unserer Vorfahren interessiert, sollte das Deutsche Weihnachtsmuseum besuchen, das sich dem Shop direkt anschließt. Konnichiwa in einer anderen Welt!


Dieser Artikel ist im Rahmen der Kampagne “Die Fränkischen Städte” in Kooperation mit dem Tourismusverband Franken entstanden. Insgesamt 14 Städte habe ich im Sommer 2017 bereist und dabei die schönsten Sommer Events der Region erlebt, natürlich immer mit Blick auf die Stadt selbst und ihre Besonderheiten.

Hier geht´s zu den Artikeln von:

Ansbach – Rokoko, Skulpturen & Ansbach Open

Aschaffenburg – afrikanisch-karibische Rhythmen, mediterrane Parks & hessisches Bebabbel

Bamberg – Mediterranes Flair in der Stadt auf sieben Hügeln

Bayreuth – Wagner, Wilhelmine, Weizen, Wurst & Wunderbares

Coburger Designtage & “CO”: Im Schmelztiegel von Design und Kultur

Dinkelsbühl – Heimatliebe, bunte Fassaden & #BasicGermanWords

Eichstätt – Zwischen Barock, Minimalismus und Romantik

Erlangen – Von Frankreich bis zum Nordseestrand: Wie ein Besuch in Erlangen zum Kurzurlaub wird

Fürth(er) – Kleeblatt, Kärwa & Kultur

Kulmbach – Gelebte Biergeschichte & fränkische Tapas

Nürnberg – Stadtoasen & meine Lieblingsplätze in St. Johannis

Schweinfurt – Industriegeschichte trifft Kunst & Straßenmusik

Würzburg – maine Perle

1 Kommentar
  1. Sehr informativer Beitrag über Rothenburg. Im Hinblick darauf, dass wir demnächst Besuch aus Sapporo bekommen, werden wir uns da was einfallen lassen.

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